Unser Obstbaumgarten ist Teil einer Arche für alte Obstbaumsorten und wird über das Projekt der gemeinnützigen Gesellschaft zur Erhaltung untergehender Kulturgüter „Zeitlupe“ (https://zeitlupe-ahrensburg.com/) gefördert.
In den letzten Wochen ist unser Gartenteam ökologische Maßnahmen angegangen, die bei Entwicklung und Vitalität unserer noch jungen Streuobstwiese unterstützen sollen. Hier stehen seit fünf Jahren alte Obstsorten, die für den Erhalt der Artenvielfalt nachfolgender Generationen gepflanzt wurden und als „Genreserve“ dienen sollen. Alle Bäume sind in einer Datenbank erfasst und jeweils mit einer Nummer gekennzeichnet.
Große Bäume, Astlöcher und blühende Kräuter machen alte Streuobstwiesen zu sehr artenreichen Lebensräumen. Neue Streuobstwiesen jedoch brauchen Zeit, um vielfältige Strukturen auszubilden, die Unterschlupf und Nahrung bieten. Darauf arbeiten wir hin und haben im nächsten Schritt eine 290 Meter lange Windschutzhecke zur Abwehr des starken Ostwindes gepflanzt. Insgesamt hat unser Team 580 Setzlinge à 19 verschiedenen Sorten eingepflanzt – diagonal versetzt und im Abstand von je einem Meter. Eine solche Ausrichtung der Pflanzen ermöglicht dichtes Wachsen bei ausreichend Abstand. Mit langen Blühzeiträumen, Nahrungs- und Nistmöglichkeiten bereichert die Hecke den Lebensraum Streuobstwiese, indem sie das Vorkommen von typischen Heckenbewohnern wie Vögeln, Eidechsen und auch Kröten fördert und auf diese Weise die Nachhaltigkeit und Biodiversität in diesem Lebensraum erhöht.
Dennoch, nicht jedes Tier erweist sich der Landwirtschaft dabei als nützlich: Die Wühlmaus gefährdet vor allem junge Pflanzen, weil sie die Wurzeln der Bäume anknabbert. Im schlimmsten Fall kann dadurch der ganze Baum absterben. Zur biologischen, natürlichen Schädlingsbekämpfung bieten sich Sitzstangen für Greifvögel und Eulen an, die besonders im Winterhalbjahr Energie sparen müssen und dann stärker auf geeignete Sitzwarten angewiesen sind. Diese erleichtern ihnen die Ansitzjagd, vor allem auf Kleinsäuger. In Stellshagen haben wir drei solcher Sitzstangen gebaut, mit über Kreuz genagelten Querstangen. So können sich die Vögel leichter umdrehen und haben so einen besseren Rundumblick. Gerade bei jungen Obstbäumen ist es auch deshalb sinnvoll Greifvogelstangen aufzustellen, damit sich die Vögel nicht in die jungen Bäume setzen. Die dünnen Äste würden unter der Last der Vögel abbrechen. Steinkäuzen, die vor dem Aussterben bedroht sind, kann hiermit auch besonders bei der Nahrungssuche geholfen werden. Auch Fledermäuse und andere Säugetiere wie Mauswiesel leben in Streuobstwiesen. Im nächsten Schritt wurden von uns zusätzlich drei Nistkästen für Mauswiesel in die Hecke eingesetzt, um Mauswiesel anzulocken und ihnen Unterschlupf zu bieten. Sie fangen bis zu fünf Wühlmäuse am Tag.
Schon in diesem Frühjahr werden in unserer Hecke dann unter anderem Wildflieder, Kornelkirsche und Schwarzer Holunder zum ersten Mal erblühen.
Autor: Femke W. vom Gutshaus Stellshagen im freiwilligen ökologischem Jahr